Im März 2008, zu dieser Zeit stand ich noch in Diensten des Bankhaus Metzler, lautete unser Auftrag, den neuen Fonds „Nordea1 – Heracles LongShort“ am Markt zu platzieren.
Um das alternative Konzept dieses Fonds vernünftig zu verpacken, veranstalteten wir eine Roadshow für Finanzdienstlesiter zu diesem Thema. Unsere schlauen Köpfe hatten eine beispielhafte Anlagestrategie zusammengestalt, deren Ergebnis die Träume jedes konservativen Anlegers zu erfüllen versprach: Regelmäßige Erträge in vernünftiger Höhe bei geringem Verlustrisiko.
Die erwarteten Gewinne waren nicht so hoch, dass man misstrauisch werden musste – selbst als Profi. Aber das Ergebnis war schon toll. Um im Nachhinein schlauer zu sein: Zu schön, um wahr zu sein!
Neben dem o.g. Heracles war ein offener Immobilienfonds und der Fonds HERALD LUX Bestandteil dieser Strategie. Sehr zu unserem Leidwesen, nahmen die Vermittler den Strategievorschlag anders auf, als wir es uns gewünscht hätten. Sie bevorzugten besonders den HERALD, dessen Chart (besser der Chart der vergleichbaren Strategie aus einem US-Fonds) aber auch dermaßen toll aussah, dass selbst der optimistische Backtest des Heracles nicht mitkam. So flossen erhebliche Mittel in den HERALD, obwohl dieser noch keine offizielle Vertriebszulassung (die Wartefrist nach der Genehmigung durch das Amt) hatte und nur im Rahmen von „Family & Friends“ vertrieben werden konnte. Vielleicht hat gerade diese „Exklusivität“ die Attraktivität dieses Fonds sogar noch erhöht?
Unser Heracles wurde leider nicht ganz so gut mit Mitteln bedacht.
Dann kam es für die Kunden und auch die Vermittler (und uns auch) knüppeldick!!
Im September erreichte die Finanzkrise ihren ersten Höhepunkt mit der Pleite der Lehman Brothers und die offenen Immobilienfonds bekamen Liquiditätsprobleme, die letztlich zur Schließung und späteren Abwicklung so ziemlich aller bei den Anlegern beliebten Immofonds führte.
Davon betroffen waren auch die Immofonds, die unsere Vermttiler für die Umsetzung der vorgeschlagenen Strategie eingesetzt hatten. Doch der Hammer kam dann am 13.12.2014: Der Betrugsskandal um Bernard Madoff wurde öffentlich und die Hiobsbotschaft war, dass das Fondsvermögen des HERALD zu 100% in eine Strategie von Madoff investiert war. Man musste einen Totalverlust befürchten.
Die Wut und die Enttäuschung waren groß. Jeder Betroffene begab sich auf die Suche nach den Schuldigen (natürlich immer nur bei den Anderen ;-)) Metzler war schuld, weil der Fonds in der Strategie berücksitigt wurde, Torsten Pörschmann von der Firma 1Sigma war schuld, weil er als Experte für alternative Anlagen bei der Zusammenstellung des Portfolios half, die Fondsgesellschaft, die Depotbank (HSBC), die Wirtschaftsprüfer, die US-Aufsichtsbehörde und werweissgottnochalles.
Letztlich muss man aber wohl sagen, dass Madoff seinen Betrug offenbar so perfekt aufgezogen hat, dass es wirklich keiner der Experten gemerkt hat.
Die Feststellung, wer es alles hätte merken müssen, fällt wohl auch in die „Im Nachhinein schlauer….“ – Kategorie.
Viele Vermittler und Anleger bekamen existenzielle Probleme und wir wurden Zeugen kleinerer und größerer meschlicher Dramen. Keine gute Zeit für alle Beteiligten.
Ironischerweise (oder auch nicht) geht es den Anlegern im Heraclesfonds von Metzler (im Kleid von Nordea) am besten. Seit Auflage in 2008 ist der Fonds mit rund 29% im Plus. Sicher auch nicht gerade das Ergebnis, das wir damals erwartet hätten – aber sicher auch keine Katastrophe…. .
Nun, sechs Jahre später, gibt es einen Silberstreif am Horizont!
Wie auf einer Facebookseite von Franck Walter, efv AG, zu diesem Thema berichtet wird, haben die US-Behörden nun die Ansprüche der europäischen Anleger an der Insolvenzmasse von B. Madoff anerkannt. Damit führt das lange Tauziehen zu einem Ergebnis, von dem man wohl nicht unbedingt ausgehen könnte.
Für die Anleger im HERALD LUX bedeutet dies, dass sie mit einer ersten Auszahlung etwa mit der Hälfte des angelegten Kapitals rechnen können. Allerdings wird das nicht sehr schnell gehen. Vielleicht Mitte 2015?
Darüber hinaus könnte es noch deutlich höhere Rückzahlungen geben. Das wären dann wirklich sehr überraschend gute Nachrichten, mit denen kaum zu rechnen war.
Ich drücke allen Beteiligten die Daumen, dass jetzt nichts mehr dazwischen kommt.