RSS

Auch die Generali spielt mit!

Mit dem Produkt „Rente Chance Plus“  betritt auch die Generali Lebensversicherung AG das Spielfeld der indexgebundenen Rentenversicherungen. Ich habe hier bereits über die Produkte Allianz Index Select, R+V Index Invest und SV IndexGarant aus meiner Sicht beschrieben. Meine Kritik an diesen bisher beschriebenen Produkten: Viel zu komplex und intransparent für den Privatanleger und systembedingt keine wirkliche Chance auf eine Rendite, die den geweckten Erwartungen entspricht.
Stellt sich die Frage: Trifft diese Kritik auch auf die Generali „Rente Chance Plus“ zu, oder schafft es der deutsche Ableger des größten italienischen Versicherungskonzerns hier, sich positiv hervorzuheben?

Der erste große Unterschied zwischen der Generali Rendite Plus und den anderen beschriebenen indexgebundenen ist aus meiner Sicht folgender:

Während die anderen Anbieter den kompletten für die Anlage zur Verfügung stehenden Betrag gemäß der jeweiligen Indexsystematik anlegen, investiert die Generali nur Überschussbeteiligung des jeweiligen Jahres.
So steht es in den Tarifinformationen:

Sie können die Anlagechancen des Aktienmarktes nutzen und partizipieren mit den Überschüssen Ihres
Vertrages an der Entwicklung des EURO STOXX 50-Aktienindex.

Wenn ich das nicht missverstehe -kundige Leser meines Blogs mögen mich gerne korrigieren- wird das anzulegende Kapital also grundsätzlich im Deckungsstock der Versicherung angelegt und nur die Überschüsse werden „im Index“ angelegt.
Da aber schon die Höhe der Überschussbeteiligung eine variable und für den Anleger intransparente nicht einschätzbare Größe ist, sind die tatsächlichen Renditechancen kaum abzuschätzen. Die Werbeprospekte vermitteln allerdings einen ganz anderen Eindruck….. .

Unterschied 2:  Die Indexpartizipation

Was wir ja schon kennen ist die Begrenzung der „Gewinnbeteiligung“ durch den sogenannten Cap. So z.B. maximal 4% pro Monat, auch wenn der Index weit mehr Wertzuwachs erzielt. Dieser Cap ist notwendig, um die Kosten für die Absicherung nach unten zu finanzieren, denn auch die Generali garantiert, dass der Anleger keine Verluste erleidet.
Auch die Generali muss also mit so einem Cap arbeiten. Nur leider ist die Höhe dieses Cap zum Zeitpunkt des Abschlusses der Versicherung für den Anleger vollkommen intransparent und es wird auch nicht beschrieben, wie er errechnet wird:

Cap und Partizipationsrate können sich dabei von Jahr zu Jahr ändern und werden Ihnen mit der Abrechnung
des Vorjahres für das laufende Jahr mitgeteilt. (Zitat Musterberechnung)

In diesem Satz finden wir dann auch eine echte „Innovation“ der Generali. Nach dem Motto: Warum kompliziert, wenn es noch komplizierter geht?
Gemeint ist die Partizipationsrate. Das ist nichts anderes als noch eine zweite Renditebremse. Die Partizipationsrate besagt, dass man nicht wie bei den anderen Anbietern bis zum Cap komplett an der Wertentwicklung des Index partizipiert, sondern nur anteilig gemäß der Partizipationsrate.
Zur Veranschaulichung ein Beispiel:

Der Index legt im betrachteten Zeitraum (3. Unterschied) um 10 % zu.
Der CAP liegt bei 7%

Die Partizipationsrate liegt bei 50%

Bei den Systemen der anderen Anbieter würden dem Anleger die 7% gutgeschrieben. Bei der Generali sind es dagegen nur 3,5%, weil er eben nur zu 50% (Partizipationsrate) an den Gewinnen des Index beteiligt ist.
Man muss das natürlich im Gesamtzusammenhang sehen. Wenn der CAP dafür höher ist, kann das für den Anleger in richtig guten Börsenjahren durchaus vorteilhaft sein. Schade nur, wenn man dann nicht mit den gesamten Kapital die schönen Gewinne erzielen kann…. .
Aber im Sinne von Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist das auch meiner Sicht ein klarer Nachteil.

Unterschied 3: Der Betrachtungszeitraum

Während die Allianz, die R+V und die Sparkassenversicherung jeweils die monatliche Wertentwicklung des Index zu Grunde legen, berechnet die Generali über zwökl Monate jeweils einen Durchschnitt der Indexstände zum Monatsanfang und berechnet die Wertentwicklung auf Basis des Unterschiedes zwischen dem Schlusstand des letzten Zeitraumes und dem errechneten Durchschnitt.
Alles klar? Auch hier wird die Komplexität des Produktes im Vergleich zu den Wettbewerbern noch mal gesteigert.
Zum besseren Verständnis hier das Beispiel aus der Musterberechnung der Generali:

Datum                         Indexstand
01.07.2009                 2.401,69 (Anfangswert)
01.10.2009                 2.872,63
01.01.2010                  2.964,96
01.04.2010                 2.931,16
01.07.2010                 2.573,32 (Endwert)

Mittelwert 2.835,52

Nun wird errechnet, wie sich der Mittelwert zum Anfangswert entwickelt hat. In diesem Fall sind das rund +18%. Ob diese Vorgehensweise besser oder schlechter als eine andere Berechnungsweise für den Anleger ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Vergleicht man einfach nur die Entwicklung von Anfang (1.7.2009) bis Ende (1.7.2010) des Betrachtungszeitraumes (ca. 7%) mit dem Mittelwert, dann ist der Anleger in diesem Fall besser gefahren. Das kann auch ganz anders ausschauen, aber das weiß im Vorfeld niemand.
Für den Anleger, der ein Gefühl dafür haben will, wie sich sein Geld entwickelt bedeutet das, dass er die Termine kennt, an welchen er einen Blick auf die Indexstände werfen muss.

An diesem Beispiel kann man auch die Partizipation gut verdeutlichen. Die Generali nennt in ihren Beispielen eine Partizipation von 50% und einen Cap von 35%.
Das bedeutet, dass höchstens 35% Wertentwicklung des Index angerechnet werden und man bei einer Partizipation von 50% höchstens 17,5% Gewinn in diesem Jahr erzielen kann.
Im Vergleich z.B. mit der Allianz Index Select ist dies eine (zumindest theoretisch) deutlich reduzierte Renditechance. Dort werden bis zu 4% jeden Monat aufaddiert, wodurch man also mehr als 40% p.a. erzielen kann. Wenn alles optimal läuft.
In unserem Beispiel liegen wir mit 18% unterhalb des Cap, deswegen greift nur die Partizipationsrate von 50%.  Der Anleger erzielt in diesem Beispiel also 9%.

Wenn man bedenkt, dass der Index nur 7% erzielt hat und man eine Absicherung gegen Verluste hatte, klingt das ziemlich sensationell. Ist es sicher auch. Allerdings gilt das eben nur genau für diesen Zeitraum und kann in anderen Zeiträumen auch nachteilig für den Anleger ausgehen. Zwei Punkte muss man sich immer vor Augen halten:

  • Die Generali hat diesen Zeitraum sicher nicht zufällig ausgewählt
  • Irgendjemand bildet diese Anlagestrategie für die Generali ab (z.B. über ein Zertifikat o.ä.). Derjenige macht das, weil er in den meisten Fällen damit Geld verdient.

Grundsätzlich ist so eine Strategie weder gut noch schlecht. Wenn sie zu den Zielen des Anlegers passt und er grundsätzlich versteht was er da tut, dann kann man so etwas genauso nutzen wie die Strategien der Mitbewerber. Das „grundsätzlich verstehen“ dürfte beim normalen Rentenversicherungskunden allerdings das Problem sein. Und die Versicherer, egal welcher, geben sich aus meiner Sicht auch nicht wirklich Mühe, hier für Transparenz zu sorgen.

Sollte es dann doch Anleger geben, die sich mit dem System der Generali „Rente Chance Plus“ beschäftigen und dann möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass sie das nicht mehr nutzen möchten, bietet die Generali noch die Option, die künftigen Überschüsse in Fonds anstelle der indexgebundenen Strategie zu investieren. Das klingt sehr freundlich, ist aber von Generali nicht ohne Eigennutz gemacht.
Die angebotenen Fonds sind alle hauseigene Fonds von der Generali. Und mit Fonds kann man ja auch gut Geld verdienen. Von den 1,20% Verwaltungsvergütung p.a., welche diese Fonds dem Anleger berechnen, dürften mindestens 75% als zusätzlicher Ertrag an die Generali fließen. Bei der gestiegenen Sensibilität für Kosten wird man das an einem Deckungsstock kaum verdienen…. .

Fazit:
Ich bleibe bei meiner Meinung, dass dieses Art von Rentenversicherung nur bei Anlegern zum Einsatz kommen sollte, die andere Varianten der Altersvorsorge schon hinreichend nutzen und zur „Abrundung“ (Streuung) noch etwas suchen, was sich anders verhält, als die anderen Anlagearten. Außerdem sollten diese Anleger ein relativ hohes Verstädnis für die Gepflogenheiten an den Kapitalmärkten haben und sich sehr für dieses Thema interessieren.
Im Vergleich mit den Produkten der Allianz, R+V und Sparkassenversicherung würde ich das Generaliprodukt am hintersten Ende einer theoretischen Empfehlungsliste ansiedeln. Grund ist, dass die Generali Rendite Plus nach meiner Meinung etwas von einer Mogelpackung hat, weil nur die Überschussbeteiligung in der indexgebundenen Strategie angelegt wird, das meiste Geld aber im klassischen Deckungsstock bleibt. Außerdem treiben es „die Italiener“ in Sachen Komplexität und Intransparenz derzeit absolut auf die Spitze.

Nachtrag vom 15.12.2014:

Liebe Mitarbeiter der Generali,

derzeit erreichen mich aus Ihren Reihen vermehrt Kommentare bzw. E-mails wie z.B. diese von Bezirksdirektor Frank S. aus Ludwigsburg:

„eine etwas fundiertere Recherche sowie sachlichere Berichterstattung wäre ratsam gewesen. Ich habe Ihre Berichte des Öfteren gelesen, muss aber leider feststellen, daß Ihre Form der Berichterstattung den Eindruck erweckt, wenig fundiert und stark auf Effekthascherei aus zu sein. (Ich möchte hier nicht von Negativpolemik sprechen) 

Mein Rat: Informieren Sie sich vorher richtig, bevor Sie an die Öffentlichkeit gehen- außer es ist Ihre Absicht, durch solch eine fehlerhafte Analyse zu polarisieren. 

Zudem kann ich Ihnen nur raten, eventuell selbst etwas für Ihre Altersvorsorge zu tun. Wir hätten das passende Produkt für Sie: Die Rente Chance Plus von der Generali“

Was soll ich damit anfangen? Ich bilde mir wirklich nicht ein, alles zu wissen und alles zu verstehen. Und ich freue mich sehr, wenn ich etwas lernen kann. Aber dazu müsste solch eine Kritik mit Fakten unterfüttert werden nicht so einsam im Raum herumstehen gelassen werden.

Deswegen mein Angebot an alle Generali-Mitarbeiter (gerne auch die Marketing-Abteilung):

Schreiben Sie mir sachlich und mit Fakten, was Sie bemängeln. Ich werde sachliche und fachlich fundierte Kritik ungekürzt (was natürlich nicht unkommentiert heißt)  hier auf finanzdeutsch.de veröffentlichen und auch mit diesem Beitrag verlinken.
Das habe ich übrigens auch Herrn S. und allen anderen Kommentatoren (deren substanzlose und teilweise beleidigenden Kommentare ich nicht veröffentliche) angeboten. Zurückgekommen ist nichts.
Solange ich keine entsprechenden Informationen erhalte, nehme ich Ihre Kommentare und E-Mails als den verständlichen Ausdruck der Hilflosigkeit und des Ärgers darüber, dass der Anbieter, von welchem man anbhängig ist, in Sachen Produktqualität nicht über das Mittelmaß  hinaus kommt.

P.S.: Seit seiner Verööfentlichung wurde dieser Artikel im Schnitt 25 mal am Tag aufgerufen. Wieviele Generali-Mitarbeiter unter diesen 25 sind, kann ich natürlich nicht sagen. Nur, dass die Artikel über die Produkte der Allianz und der R+V deutlich gefragter sind.

Share and Enjoy:
  • Print
  • Digg
  • StumbleUpon
  • del.icio.us
  • Facebook
  • Yahoo! Buzz
  • Twitter
  • Google Bookmarks

5 Comments Add Yours ↓

  1. Nowotny Peer #
    1

    Hallo,

    habe einen Vertrag am 01.04.2013 abgeschlossen. Es wurde kein Cap berechnet. Partizipationsrate war 79,18%Aus meinen 20 000 Euro sind zum 01.04.2014 stolze 21 904 Euro geworden ( 9,52 % Rendite vor Steuern)

    noch Fragen?

    PS: Übrigens kam der “ CAP“ bisher noch nie zum Einsatz.

  2. Nowotny Peter #
    2

    Nachtrag zu meinem Eintrag vom 13.5.14

    Nachdem ich in ersten Jahr gut verdient habe, wäre es am besten, der Index kracht ordentlich herunter. Dann könnte auf niedrigem Niveau wieder durchgestartet werden. Das bisherige Kapital bleibt mir ja garantiert erhalten.

  3. Axel Gresch #
    3

    Wenn man sich mit dem Produkt beschäftigt, dann sieht man, das es das beste seiner Art am Markt ist. Es ist zum Jahrestag immer der komplette Einmalbeitrag zzgl bereits gutgeschriebener Gewinne sicher! Bitte z.B. mal mit Allianz vergleichen…!!!
    Dies kann deshalb garantiert werden, weil eben nur die Überschüsse investiert werden, nicht aber das Geld des Kunden. Die Zertifikate kosten unetrschiedlich viel, aber ich habe durch die Überschüsse meist den gleichen Betrag – daher eine unterscheidlich hohe Beteiligung. Darüber hinaus streckt die Generali die Überschüsse auch noch vor – denn zu Beginn sind ja noch keine generiert!
    Die Kunden, die seit dem Verkausfstart am 01.02.2013 einen Vertrag abgeschlossen haben, haben zwischen 5% und 9% effektive Rendite auf ihre Einlage gemacht! Das scheint mir bei jederzeitiger Entnahmemöglichkeit und keinem Verlusrisiko gigantisch!

  4. finanzdeutsch #
    4

    Dieser Kommentar wurde von einer IP-Adresse der Aachener und Münchener Gruppe (Mutter der Generali) abgeschickt.
    Nur zur richtigen Einordnung…

  5. Andreas Wenzel #
    5

    Sehr interessanter Beitrag, allerdings nicht in jedem Detail korrekt. Auch die Konkurrenz (Allianz, LV 1871) legt lt. AVB nicht den gesamten Beitrag, sondern nur die Überschüsse für die Indexbeteiligung an. Man spricht i.d.R. von der „Überschußverwendung Indexbeteiligung“.

    Der Generali-Tarif REX 13 erscheint mir auch für den mttelfristigen Anlagehorizont sehr gut geeignet, da der Einmalbeitrag bei Rückkauf zu 100% garantiert ist. Mehr Wahlmöglichkeiten wären bei der Änderung der Überschußverwendung wünschenswert…



Your Comment