Derzeit läuft eine aufwändige Werbekampagne, z.B. im Fernsehen, für das „DB Privat Mandat“. Im Werbespot erhält ein jungdynamischer Anzugträger eine SMS, in welcher ihm ein steigender Dollar mitgeteilt wird. Durch das Gespräch mit seinem Begleiter wird ihm plötzlich klar, dass er nicht wirklich weiß, ob der steigende Dollar „gut für ihn ist“, oder nicht. Um diese Verwirrung aufzulösen empfiehlt die freundliche Herrenstimme aus dem Hintergrund eine Beratung der Deutschen Bank und verrät uns auch gleich das voraussichtliche Ergebnis dieser Beratung. Das Deutsche Bank Privat Mandat.
Was von einer Beratung in einer Bank zu erwarten ist, habe ich hier schon ausführlich geschildert. Was mich an diesem Spot einmal interessiert hat war die Frage: Was ist eigentlich ein „Deutsche Bank Privat Mandat“? Gut „Deutsche Bank“ ist leicht zu verstehen. Was aber heißt „Privat“ in diesem Zusammenhang? Es könnte ein Angebot sein, das auf Privatanleger zugeschnitten ist. Dann wäre es also für Geschäftskunden völlig ungeeignet? Vielleicht. Aber würde es sich lohnen, damit Werbung zu machen? Immerhin ist die Deutsche Bank in Sachen Marketing sehr professionell. Man kann also annehmen, dass hinter jedem einzelnen Buchstaben in einer Produktbezeichnung eine klare Absicht steht. Der Begriff „Privat“ wird in der Finanzwelt auch gerne im Begriff „Privatbank“ benutzt. Gemeint sind hier oft sehr traditionsreiche, diskrete und konservative Banken, die sich auf die Verwaltung größerer Vermögen spezialisiert haben. Auf finanzdeutsch auch gerne „Private Banking“ genannt. Mit diesem Image sind Sicherheit und „alte Werte“ verbunden. Mir scheint, dass die Marketingspezialisten der Deutschen Bank genau in diese Richtung gezielt haben. Nach dem Motto: „Gib uns Dein Geld, wir legen es sicher und vernünftig für Dich an.“
Bleibt noch der Begriff „Mandat“. Diesen kennen wir von Anwälten, die uns Vertreten. Sehr seriös. Vielleicht auch vom Steuerberater. Manche Finanzvertriebe sprechen auch lieber von Mandanten, als von Kunden. Klingt gleich viel besser, oder? Dass auch die Politiker in den verschiedenen Parlamenten ein Mandat von ihren Wählern innehaben, stört das positive Image des Begriffs anscheinend nicht so nachhaltig, dass die Werbefachleute bei Deutschlands größter Bank ihn nicht doch verwenden konnten.
Die Botschaft lautet also: Komm in Filiale, lass Dich beraten und lege Dein Geld seriös und konservativ an.
Das klingt gut und vernünftig. Schauen wir uns also einmal an, was sich auf Produktseite hinter dem „Deutsche Bank Privat Mandat“ verbirgt.
Es handelt sich hierbei nicht um ein einzelnes Produkt, sondern um eine „Fondsfamilie“. Sucht man auf der Seite der DWS nach Fonds mit dem Namensbestandteil „db PrivatMandat“ erhält man, eine Liste mit 19 verschiedenen Fonds. Acht von diesen Fonds existieren schon länger als drei Jahre, die anderen elf wurden erst in der jüngeren Vergangenheit aufgelegt und können eine Wertentwicklung von rund einem Jahr aufweisen. Gemeinsam haben diese Fonds, dass sie im weitesten Sinne unter die Kategorie „Mischfonds“ fallen. Das bedeutet, dass sie nicht ausschließlich in eine einzige Anlageklasse (finanzdeutsch: Assetklasse), z.B. Aktien oder Renten, investieren, sondern verschiedene Möglichkeiten miteinander mischen können. Das ist nichts negatives, erleichtert aber das Verständnis dieser Fonds nicht.
Die älteren Fonds sind klassische Mischfonds mit unterschiedlichem Aktienanteil. Sie sind meist ganz klassisch in die drei Stufen defensiv (Ertrag), ausgewogen (Balance) und dynamisch (Dynamik / Wachstum) unterteilt. Die neueren Fonds versuchen mit bestimmten „Strategien“ einen langfristig positiven Ertrag zu erzielen. Was banal klingt, ist eine ganz andere Ausrichtung als diejenige eines Fonds, der z.B. dauerhaft seinen Vergleichsindex schlagen möchte, wie dies bei den meisten althergebrachten Fonds der Fall. Das soll an oberflächlicher Beschreibung genügen. Im Detail auf die Investmentprozesse und Anlagestrategien einzugehen, würde den Rahmen hier sprengen. Beschäftigen wir uns lieber mit der Frage:
Was soll man davon halten?
Grundsätzlich ist der Einsatz vermögensverwaltender Strategien zu begrüßen. Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Privatanleger mit Fonds, welche sich an einer so genannten Benchmark orientieren, überfordert sind.
Beispiel:
Ein Anleger kauft einen Fonds für deutsche Aktien, welcher sich am Deutschen Aktienindex (Dax) orientiert. Aufgabe des Fondsmanagers ist es, besser zu sein, als der Dax. Legt der Dax um 25% zu und der Fonds erreicht ein Plus von 30%, dann ist auch für den Anleger alles super.
Verliert der Dax 30% und der Fonds verliert nur 25%, hat der Fondsmanager einen genauso guten Job gemacht. Er war 5% besser als der Index. Dafür, was der Index macht, kann der Fondsmanager schließlich nichts. Der Privatanleger will aber auch diesen reduzierten Verlust nicht haben. Er will überhaupt keine Verluste erleiden. Die meisten Anleger denken in solche einem Fall: Schlechter Fonds, schlechter Manager. Der Fondsmanager und sein Arbeitgeber sind entgegen gesetzter Meinung. Anleger und Fonds passen also nicht wirklich zusammen. Ein Fonds, der immer versucht einen positiven Ertrag (also keine Verluste) zu erzielen, kommt den Bedürfnissen der Anleger also grundsätzlich schon einmal näher.
Also her mit den Fonds aus dem db PrivatMandat Programm?
Nicht so hastig! Die Idee ist gut, aber ist sie auch gut gemacht? Ein Blick auf den Fondsmarkt zeigt uns, dass in den letzten Jahren viele Fonds mit solchen Grundideen auf den Markt gekommen sind. Leider sind die meisten hinter den Erwartungen und ihren eigenen Zielen zurück geblieben. Solche Strategien haben den Nachteil, dass sie sehr kompliziert sind. Dies macht es einerseits für uns normale Menschen (und auch ffür viele vermeintliche Experten) sehr schwer, sie wirklich zu verstehen, andererseits sind sie dadurch für Störungen genauso anfällig wie hoch gezüchtete Motoren. Es macht aus meiner Sicht Sinn, sich die Entwicklung solcher Strategien einmal in Ruhe anzuschauen, bevor man einsteigt. Die älteren Fonds aus der db Privat Mandat Familie stehen im Vergleich mit anderen Fonds ihrer Kategorie nicht sonderlich gut da. Bei den verschiedenen Ratings und Rankings (z.B. Morningstar) erreichen diese Fonds meistens nur zwei von fünf möglichen Sternen. Zwei kommen immerhin auf drei Sternchen und sind damit schon mal im vorderen Mittelfeld angekommen. Ein einziger erhält vier Sterne, ist aber mit einem jährlichen Minus von etwa einem Prozent in den letzten drei Jahren auch nicht gerade der Traum aller Anleger. Dies zeigt eher die Schwäche solcher Ratings.
Exemplarisch betrachten wir an dieser Stelle den Fonds „db PrivatMandat Comfort – Stabil“. Auf der Seite der DWS () steht als Anlageziel:
„Der Teilfonds db PrivatMandat Comfort – Stabil strebt über die Nutzung von Derivaten eine Partizipation an der Wertentwicklung des S&P Alpha Control 3 EUR Total Return Index nach Kosten an.“
Alles Klar? Leider wird die Lage auch nicht klarer, wenn Sie nach dem „S&P Alpha Control 3 EUR Total Return Index“ suchen. Mir ist es auf Anhieb zumindest nicht gelungen, Aussagen zur Wertentwicklung dieses, ein wenig exotisch anmutenden, Index zu finden.
Wirklich interessant für den Anleger ist die weitere Aussage von der DWS-Seite:
„Moderate Aktien-, Zins- und Währungsrisiken sowie geringe Bonitätsrisiken möglich. Kapitalverlust mittel- bis langfristig unwahrscheinlich.“
An ihren Taten sollt Ihr sie messen!
Schaut man sich die Entwicklung dieses Fonds seit seiner Auflage an, dann scheint das zumindest nicht optimal gelaufen zu sein. Kurz nach dem Start im April 2009 konnte der Fonds sehr schnell knapp 2% zulegen. Von da an ging es immer nur noch auf und ab, ohne dass dieser Höchststand jemals wieder erreicht wurde. Seit März diesen Jahres liegt der Fonds dann endgültig im Minus. Der vorläufige Tiefpunkt lag am 6. Juli bei einem Minus von 2,29% seit Auflage. Seit seinem Höchststand Anfang Mai 2009 liegt der Verlust bei rund 4%.
Das ist nicht dramatisch, aber es passt auch nicht wirklich zu der oben beschriebenen Aussage zum Risiko des Fonds. „Kapitalverlust mittel- bis langfristig unwahrscheinlich.“
Natürlich kann man sagen, dass 14 Monate noch nicht mittel- und schon gar nicht langfristig sind. Aber der Start war schon mal nicht glorreich. Aus meiner Sicht sollte vor einem Investment in diesen Fonds erst der Nachweis erbracht werden, dass die Strategie besser ist, als sie bisher ausschaut. Andere Anbieter haben mit Fonds gleicher Zielsetzung diesen Nachweis schon erbracht. Beispielsweise der „Privat Portfolio Plan 1“ (WKN A0D8QG) aus dem Hause Metzler erzielt im gleichen Zeitraum ein Plus von fast fünf Prozent. Das ist ein Renditeunterschied von rund sieben Prozent, welchen der DWS-Fonds erst einmal wieder aufholen muss. Wenn Sie sich den Privat Portfolio Plan näher anschauen sollten Sie beachten, dass der Fonds im November 2008 seine Strategie komplett geändert hat. Der Zeitraum vor diesem Datum ist für die aktuelle Strategie nicht mehr aussagekräftig.
Ein weiteres Beispiel, mit noch besserem Ergebnis, ist der Fonds „Ethna-AKTIV E“ (WKN 764930). Dieser erzielte im gleichen Zeitraum einen Wertzuwachs (finanzdeutsch: Performance) von rund 15% und kann eine Historie seit 2002 vorweisen. Hier sieht man schon, auf was man sich einlässt.
Ein letzter Vergleich sei noch mit einem der älteren Fonds aus der Familie „db PrivatMandat“ genannt. Der Klassiker eines Mischfonds schlechthin ist das ausgewogene Produkt. Also ein Fonds, der vom Grundsatz her Aktien und Renten (das ist der finanzdeutsche Ausdruck für festverzinsliche Wertpapiere) im Verhältnis von 50:50 mischt und je nach Marktlage mit diesen beiden Anlageklassen „jongliert“. Der entsprechende DWS-Fonds heißt „db PrivatMandat Invest – Balance“ (WKN 926269). Er wurde im April 2000 aufgelegt und weist seit diesem Zeitpunkt ein Minus von rund 21% auf. Vergleicht man ihn mit dem Spitzenfonds in dieser Kategorie, wobei jeder Vergleich natürlich immer ein bisschen hinkt, dem „Carmignac Patrimoine A“ (WKN A0DPW0), sieht man, was möglich gewesen wäre. (Hier finden Sie eine Produktbesprechung zum Patrimoine)
Der Patrimoine erzielte in den letzten zehn Jahren einen Gewinn von 113%. In Zahlen: Legte jemand im Juni 2000 in beiden Fonds je 10.000 Euro (umgerechnet) an, dann hat er im „db PrivatMandat Invest Balance“ heute ein Guthaben von rund 7.900,- Euro. Im Patrimoine verfügt er dagegen über rund 21.300,- Euro. Es ist vielleicht nicht ganz fair, den absoluten Top Fonds zum Vergleich heran zu ziehen, der auch so ziemlich alle anderen auf dem Markt befindlichen Fonds weit abhängt. Aber wer sich „Deutschlands beste Fondsgesellschaft“ nennt, sollte auch ein hohes Maß an besonderer Qualität in seinem Management vorweisen können. Sieht man, wie weit die DWS in diesem Fall davon entfernt ist, wirklich spitze zu sein, fällt es schwer, diese besondere Qualität zu finden. Vielleicht haben Sie ja einen Tipp?
WICHTIG:
Bitte machen Sie es sich jetzt nicht so einfach und investieren einfach in einen der von mir genannten Fonds! Diese dienen nur dem Vergleich. Ob sie in Ihrem eigenen Fall eine vernünftige Lösung darstellen ist keinesfalls gesichert.
Generell sollten Sie niemals alles in einen einzigen Fonds legen! Fonds wie die hier genannten streuen zwar strategiebedingt schon relativ breit, aber sie verfolgen immer nur eine einzige Strategie. Sollte diese Strategie einmal nicht mehr funktionieren, was durchaus vorkommen kann, haben Sie komplett auf das falsche Pferd gesetzt! Es macht durchaus Sinn, verschiedene Fonds zu kombinieren, die auf Unterschiedlichen Wegen versuchen, das angegebene Ziel zu erreichen. Welcher am Ende der beste war, weiß man erst, wenn es sowieso zu spät ist.
Fazit zum db PrivatMandat:
Die Werbung ist wirklich super gemacht. Leider ist das Fondsmanagement der DWS nicht immer so brillant, wie die Marketingabteilung. In diesem Fall habe ich den Eindruck, dass diese Fonds auch dringend eine so aufwändige Werbung benötigen. Rein aufgrund der Zahlen würden sie wohl sonst zum Ladenhüter werden. Ich hoffe nur, dass die Deutsche Bank in ihrer Produktpalette bessere Lösungen im Bereich der „vermögensverwaltenden“ Fonds zu bieten hat, die sich vielleicht auch ohne Werbung verkaufen lassen.
Ein Gutes hat es immerhin. Offensichtlich hat die Werbekampagne Sie veranlasst, sich mit diesem Thema zu befassen. Die Idee, solche Fonds zu nutzen, ist für den Privatanleger auf jeden Fall sinnvoll. Und wenn man einmal beginnt, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten zu befassen, wird das Thema immer spannender.
Viel Spaß dabei!
finanzdeutsch bei twitter: @finanzdeutsch